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Das Erziehungsprojekt

Erziehungsprojekt der Schulen des Gemainschaftsunterrichtswesens

Das Erziehungsprojekt des Gemeinschaftsunterrichts-wesens beruht auf Neutralität und Pluralismus. Es bietet jedem die Chance, seine Talente optimal zu entfalten und ist auf die Gesamtentwicklung des Individuums gerichtet. Dabei wird dem Aufbau einer kritischen und kreativen Einstellung zum Leben besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

Leitgedanken

1. Humanismus
Im Mittelpunkt des Erziehungsprojektes der Gemeinschaftsschulen steht der Mensch, das Streben nach menschenwürdigem Leben und Denken. Gefördert und vertieft werden sollen im Sinne einer ausgewogenen Erziehung die Entfaltung des Einzelnen und der Respekt anderen gegenüber, indem die Gemeinschaftsschulen sich auf die Grundprinzipien der Demokratie und des Humanismus beziehen.

2. Pluralismus
Grundlegend für unser Projekt ist, dass die Gemeinschaftsschulen allen Schulpflichtigen ohne Vorbehalt zugänglich sein müssen - das ungeachtet zahlreicher Unterschiede wie Kultur, Nationalität, soziale Stellung der Eltern, politische, religiöse und philosophische Anschauungen. Dies bedeutet die Verpflichtung, alle kulturellen Werte, Weltanschauungen und politischen Meinungen, die unseren Rechtsstaat und dessen Einsatz für die Wahrung der Menschenrechte und insbesondere der Rechte des Kindes anerkennen, unvoreingenommen zu berücksichtigen und die in der Verfassung (Art. 17) verankerte Neutralität zu wahren.

3. Neutralität und Toleranz
Neutralität bedeutet nicht, dass weder Lehrer noch Schüler eigene Standpunkte bzw. persönliche Auffassungen vertreten dürfen. Im Unterricht sollen Probleme in Zusammenhang mit politischen, philosophischen, religiösen oder ethischen Fragen keinesfalls ausgeklammert werden, sie werden jedoch mit Sachlichkeit in einem Klima der Toleranz behandelt.
Das "neutrale" Unterrichtswesen verlangt also einerseits von den Lehrenden intellektuelle Objektivität und Wahrheitstreue bei der Darstellung der Sachverhalte sowie Einfühlungsvermögen bei der Lösung von Konflikten und Streitfragen; es fördert andererseits beim Lernenden die Aneignung einer objektiven Denkweise und den Sinn für Gerechtigkeit, Verantwortlichkeit und Ehrlichkeit. Es unterstützt die freie Meinungsäußerung bei gleichzeitigem Respekt der Überzeugung anderer.

4. Öffnung
Die Schulen des Gemeinschaftsunterrichtswesens fördern den Austausch und die Zusammenarbeit mit den Eltern über das Schulprojekt und andere schulische Angelegenheiten.
Sie verstehen sich ebenfalls als Ansprechpartner aller Behörden und Einrichtungen, die für die Bereiche Jugend, Gesundheit, Vorbeugung, Berufsberatung, Arbeitsbeschaffung und Personen mit einer Behinderung zuständig sind.
Die Schulen streben auf lokaler Ebene eine enge Zusammenarbeit mit den Vertretern der Berufswelt zur Gestaltung eines adäquaten Ausbildungsangebotes an.
Auch auf die Zusammenarbeit mit Personen und Einrichtungen, die im Kulturbereich tätig sind, legen unsere Schulen größten Wert.


Das Bildungsprojekt

1. Entwicklung der Persönlichkeit in ihrer Gesamtheit
Das pädagogische Projekt des Gemeinschaftsunterrichtswesens sieht die Person des Kindes bzw. des Jugendlichen als Ganzes an. Eine ganzheitliche Erziehung bildet intellektuell, psychisch und physisch ausgeglichene junge Menschen heran, die im Einklang mit ihrer Umwelt ihr persönliches Lebensprojekt entwickeln.
Die Gemeinschaftsschulen sollen den Jugendlichen eine breite Allgemeinbildung gewährleisten, solides Grundwissen und vor allem Kompetenzen beibringen, welche die jungen Menschen dazu befähigen Zusammenhänge zu erkennen, Probleme zu lösen und ihren eigenen Platz in der heutigen und künftigen Gesellschaft auszumachen.
In einem Konzept der pädagogischen Interaktion sind Lehrer und Schüler Partner in einem ständigen Lernprozess. Der Lehrer steuert den Lernprozess, informiert aber vorab seine Schüler über die Ziele und Kompetenzen, die es zu erreichen gilt. Er gibt Hinweise über die Arbeitsmethoden und steht dem Schüler bei Schwierigkeiten zur Seite. Der Lehrer beobachtet, gibt Rückmeldung und ermutigt den Lernenden dazu, seinen individuellen Fortschritt selbst zu bewerten.
Die Förderung der geistigen Fähigkeiten muss von Anfang an mit der Erziehung zur Mitmenschlichkeit einhergehen. Das sozial-affektive Lernen ist ein Grundstein der Persönlichkeitsentwicklung. Die Schule hat die Aufgabe, den Kindern und Jugendlichen lernen zu helfen, mit Stress umzugehen, Entmutigung zu überbrücken, Frustrationen zu erdulden, Konflikte zu lösen, Grenzen zu setzen und anzunehmen, ihre Gefühle auszudrücken, Kontakte zu knüpfen, ihre Stärken und Schwächen einzuschätzen.
Die Schule strebt ein globales und prozessuales Konzept der Gesundheitsförderung an. Das Ziel einer integrativen Gesundheitsförderung ist, die personelle, soziale und ökologische Gesundheit zu fördern und zu erhalten, indem die Schule als Angebot einen Lebens- und Erfahrungsraum gibt, der es den Schülern ermöglicht, die Verantwortung für seine eigene Gesundheit sowie für die soziale und ökologische Gesundheit zu übernehmen. Die Schule wird zur gesundheitsfördernden Schule, die in enger Zusammenarbeit mit dem PMS-Zentrum die Voraussetzungen zur konkreten Umsetzung dieses Konzeptes schafft.

2. Der Jugendliche als Akteur seiner Entwicklung
Die Motivation des Schülers wird durch einen realitätsbezogenen Unterricht erweckt. Inhalte und Methoden sollen bei den Jugendlichen das Gefühl entstehen lassen, dass die Schule ihnen den Zugang zur Wirklichkeit ermöglicht, und dass sie nach Ablauf des Entwicklungsprozesses fähig sein werden, das Gelernte für sich und ihre Umwelt nutzbringend einzusetzen. Sie gewinnen zunehmend an Selbstvertrauen, weil sie erfahren haben, dass sie auch aus Fehlern lernen können und dass Umwege zum Ziel erlaubt sind.
In diesem pädagogischen Kontext kann zu Recht erwartet werden, dass die Schüler zunehmend selbstständig und eigenverantwortlich arbeiten und die Fähigkeit entwickeln, sich auf wechselnde Verhältnisse einzustellen sowie Verantwortung in der Gesellschaft zu tragen. Es geht darum, Menschen zu erziehen und zu bilden, die sich ein Leben lang entwickeln und sich stets neues Wissen aneignen wollen.

3. Teamarbeit
Jugendlichen wie Erwachsenen soll in der Schule ausreichend Gelegenheit geboten werden im Team zu arbeiten.
Teamarbeit in der Klasse ist ein fester Bestandteil einer abwechslungsreichen Pädagogik.
Durch interdisziplinäre Projekte lernen Schüler und Lehrer aus unterschiedlichen Studienrichtungen und Unterrichtsformen sich besser kennen, stimmen ihre Ziele und Bemühungen aufeinander ab und beschließen gemeinsam den Weg zur Konkretisierung ihres Vorhabens. Es wird eine wirkliche und wirksame Zusammenarbeit zwischen gleichberechtigten Partnern einer Erziehungsgemeinschaft angestrebt, bei der die Kommunikation innerhalb der Schule und mit außenstehenden Partnern eine wichtige Rolle spielt.
Andererseits wird Teamarbeit auf verschiedenen Ebenen gezielt als Instrument der Schulentwicklung genutzt: im Pädagogischen Rat, in den Klassenräten, in Lehrerkonferenzen der verschiedenen Stufen bzw. Fachbereiche, im Schülerrat und in allen Mitwirkungsgremien.

4. Die Chancengleichheit
Das Erziehungsprojekt beauftragt die Schule, die individuelle Begabung sowie die Interessen eines jeden Schülers zu pflegen, indem bei aller Unterschiedlichkeit vorrangig Wert auf die Aneignung von Kompetenzen und Verhaltensweisen gelegt wird. Chancengleichheit wird maßgeblich durch das allgemeine Arbeitsklima begünstigt; insbesondere durch kollektive Arbeitsformen und Gesprächskreise fühlen sich Kinder und Jugendliche von den Erwachsenen wie von ihren Mitschülern in der Gruppe anerkannt und als Person angenommen. Die Schüler erfahren in der alltäglichen Praxis, dass Solidarität das Selbstvertrauen des Einzelnen stärkt und die Leistung der Gruppe stimuliert.
Die Schule hat die Aufgabe die Möglichkeit der Differenzierung im Unterricht sowie sonstige Fördermaßnahmen auszuschöpfen und außerdem externe Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch Kinder mit erhöhtem Förderbedarf werden dabei anerkannt und erhalten die für eine erfolgreiche Integration erforderliche Unterstützung. Auch besonders talentierte Schüler sollten ebenfalls eine z.T. spezielle Förderung erhalten.
Jungen und Mädchen sollen gleichermaßen gefördert werden. Die traditionelle Trennung zwischen Männer- und Frauenberufen muss weiter abgebaut werden.
Die verschiedenen Ausbildungswege sind gleichwertig: der technische und berufsbildende Unterricht mit klar definierten Ausbildungszielen und einem zukunftsorientierten Image und der allgemeinbildende Unterricht, in dem sich die klassische Bildung und die Einführung in die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien harmonisch zusammenschließen.
Jungen und Mädchen werden gezielt beraten und über Ausbildungsmöglichkeiten informiert, vor allem wenn Entscheidungen über Studien- oder Berufswahl anstehen. Präzise Informationen über die spezifischen Fertigkeiten jeder Studienrichtung und über den Wissensstand und die Schlüsselkompetenzen, die am Ende der jeweiligen Studienzyklen erreicht werden müssen, begünstigen die Motivation, den schulischen Erfolg, die spätere Integration in die Berufswelt bzw. den Zugang zu höheren Schulen.

5. Die Ausbildung zum mündigen Bürger
Es gehört zum Bildungsauftrag der Schule das Kind seine Umwelt entdecken zu lassen und ihm eine tiefere Einsicht in die sozialen und politischen Strukturen der Gesellschaft zu verschaffen. Die Schule macht dem Kind deutlich, inwiefern die heutigen wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen ihren Ursprung in der Geschichte der Menschheit und in der jüngsten wissenschaftlichen und technologischen Entwicklung haben.
Die Auseinandersetzung mit den Bereichen Ethik und Kultur findet in vielfältigen Unterrichtssituationen und außerschulischen Veranstaltungen statt. Auf konkrete Lebenslagen bezogene Fragestellungen und kritische Auseinandersetzung mit den großen Denkmodellen der Vergangenheit und der Gegenwart stimulieren die Identitätsfindung.
Die jungen Menschen müssen dazu befähigt werden, sich ein Wertesystem anzueignen, das es ihnen ermöglicht, am sozialen Leben teilzunehmen, die demokratischen Regeln im öffentlichen Leben einzuhalten, zum Umweltschutz beizutragen und harmonische zwischenmenschliche Beziehungen sowohl im Privat- als auch im Gesellschaftsleben aufzubauen.
Dieses Wertesystem kann am besten aufgebaut werden, wenn in der Schule die Demokratie gemeinsam gelebt wird, wenn das Schulprojekt dafür sorgt, dass alle Partner der Schulgemeinschaft Verantwortung tragen. Von den Schülern wird erwartet, dass sie persönliche Meinungen und Gefühle äußern und - je nach Alter - in angemessener Weise die Richtlinien des Schullebens mitbestimmen können.
Rassismus und Fremdenhass werden fachübergreifend im Unterricht und in außerschulischen Aktivitäten durch interkulturelles und soziales Lernen bekämpft. Die Pflege der Muttersprache stellt eins der obersten Ziele des Unterrichts dar. In seinem Bestreben die Welt zu verstehen und in Worten zu fassen, wird das Individuum durch die Bearbeitung möglichst zahlreicher, verschiedener, aus allen Lebensbereichen stammender Texte mit dem Werkzeug "Sprache" umgehen lernen.
Das Gemeinschaftsunterrichtswesen setzt auf Mehrsprachigkeit. Diese ermöglicht es den jungen Menschen, die Chancen der fortschreitenden Integration der Europäischen Union auf wirtschaftlicher Ebene für ihre berufliche Laufbahn zu nutzen und den verschiedenen europäischen Kulturen zu begegnen.
Das Studium der ersten Fremdsprache setzt - spielerisch und handlungsorientiert - im Kindergarten ein und wird - dem Alter der Schüler entsprechend - in der Primar- und der Sekundarschule konsequent und kohärent fortgesetzt. Das frühe Erlernen einer ersten Fremdsprache begünstigt den Erwerb weiterer Fremdsprachen, die dann spätestens ab der 2. Sekundarstufe angeboten werden können: Sprachen der Nachbarn und Weltsprachen.
Dank ihrer Fähigkeit, mit Fremdsprachen umzugehen, werden unsere Schülerinnen und Schüler u.a. durch die Teilnahme an EU-Projekten und anderen Austauschmaßnahmen und Klassenfahrten sich aktiv am Aufbau einer demokratischen und solidarischen europäischen Gesellschaft beteiligen. Das Erziehungsprojekt des Gemeinschaftsunterrichts-wesens kann nie vollendet sein: Es muss jeden Tag im Rahmen der jeweiligen Schulprojekte der autonomen Gemeinschaftsschulen durch den Einsatz aller Mitglieder der Schulgemeinschaft in die Praxis umgesetzt und ergänzt werden.

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